Istrische Fresken: Kirche der hl. Agata, Kanfanar
Christus als bartloser junger Mann hält in der Hand die Inschrift REX IUDEORUM; die Freske mit dieser ungewöhnlichen Inschrift in Christi Händen kann man in der Kirche der hl. Agata sehen.
Die Kirche der hl. Agata ist ein frühromanisches Bauwerk mit innerer, halbkreisförmigen Apsis, und obwohl sie typologisch mit vorromanischer Bautradition in Verbindung steht, konnte sie auch später entstanden sein. Die Wandmalereien datieren aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts wegen ihrer Komposition und technischer Charaktermerkmale.
Die stehende Figur der Muttergottes befindet sich im unteren mittleren Teil der Apsis, mit den Händen zum Gebet erhoben, und von beiden Seiten mit je fünf Aposteln umgeben. Christus, als bartloser junger Mann dargestellt, hält in seiner Hand eine ungewöhnliche Inschrift: REX IUDEORUM. Auf dem Triumphbogen wurde die übliche Darstellung der Verkündigung mit dem Opfer des Kain und Abel ausgetauscht, während sich die Heiligen Agata und Lucia in den Feldern unterhalb des Triumphbogens befinden. Die Bordüren der geometrischen Motive bilden den Rahmen mit den Ornamenten, die aus der karolingischen Malerei bekannt sind.
Mit solch einer Komposition, mit der Aufteilung des Horizonts hinter den Aposteln und den Bordüren betont der Maler die horizontale Darstellung der Szenen. Die Gestalten der Apostel sind in einfachen Posen gemalt, deren Statik mit der Veränderung der Farben ihrer Gewänder betont wird. Sie wird nur durch die Komposition in der Halbkuppel der Apsis unterbrochen, in der die Gestalt Christi in Bewegung ist, mit ausgebreiteten Händen, und die Figuren der Apostel in der Geste der Darbringung von Geschenken, womit die zentrale Szene dieses ikonografischen Programms betont wird. Mit einer beschränkten Farbpalette erschafft der Maler interessante koloristische Effekte. Hände und Gesichter haben viele komplementäre Kontraste in grün und rot. Die Farben wurden auf frischen Verputz aufgetragen, außer weiss, mit der man Weißhöhungen (lumeggiature) und Inschriften über den Aposteln malte, und die heute leider nur noch erahnt wrden können. Wegen der Überzeugung der damaligen Gläubigen, dass man mit dem Staub, der von den Augen der Apostel abgekratzt wurde, Augenkrankheiten heilen könnte, wurden sie im Laufe der Zeit völlig abgetragen. Nicht nur wegen der Heilung von Augenkrankheiten kamen Pilger ins Kirchlein der hl. Agata, sondern auch stillende Mütter, die ohne Milch geblieben waren, und beteten zur hl. Agata, der ihre Peiniger die Brüste abgeschnitten haben.
Wegbeschreibung:
Die Kirche befindet sich auf der Straße die nach Barat führt, zwei Kilometer nordöstlich von Kanfanar.
Anmerkung:
Der Schlüssel befindet sich im Pfarrhaus Kanfanar
T: +385 (0)52 825 115